DIE URSPRÜNGE DES FENDANT
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Wenn es eine Rebsorte gibt, deren Ursprünge heftig umstritten sind, dann handelt es sich wohl die Chasselas-Rebe. Die schrulligsten Hypothesen zu ihrer Herkunft werden herumgereicht. Der eminente Rebenkundler Adrien Berget vertrat die These, sie sei ägyptischen Ursprungs.
Diese Auffassung wurde später auch vom renommierten Doktor Henri Wuilloud gestützt, der bei einem Aufenthalt in Ägypten ähnliche Beobachtungen gemacht haben wollte. Lange Zeit war auch eine Legende über die Weinlaube des Königs Franz I. in Fontainebleau im Umlauf, der zufolge die Ranken türkischen Ursprungs seien. Allerdings zogen historische Dokumente diese Legende in Zweifel und legten vielmehr nahe, dass die Rebstöcke der Treille Franz I. aus Cahors im Südwesten Frankreichs stammten.
Gegenwärtige Erkenntnisse beweisen allerdings, dass die Wahrheit woanders liegt, nämlich sehr viel näher bei uns.
Erste Erwähnungen dieser Rebsorte finden sich im 16. Jahrhundert in Württemberg im Südwesten Deutschlands, im französisch-schweizerischen Grenzgebiet. Etwas später taucht die Rebsorte im Burgund unter dem Namen « Fendans » oder « Fendant » auf. Im Burgund findet sich im Übrigen auch ein Dorf namens « Chasselas », wo sich vermutlich der Handel mit Chasselas-Rebstöcken abspielte. Schliesslich findet man die Rebe auch unter dem Namen « Lausannois », was auf eine unmittelbar waadtländische Herkunft hinweist.
Laut dem Genetiker José Vouillamoz, der eine umfangreiche Studie zu dieser Rebsorte verfasst hat, liegen ihre Ursprünge in der Tat im Waadtland. Historische Forschungen erlaben es in Verbindung mit genetischen Untersuchungen, ihre Ursprünge im Alpenraum zu lokalisieren, mit grosser Wahrscheinlichkeit im Kanton Waadt.
Im Wallis wird die Rebsorte erstmals im Jahr 1812 erwähnt, aber ihr Vorkommen lässt sich noch nicht zweifelsfrei bestätigen. Erst im Jahr 1848 wird auf Veranlassung des Walliser Staates « Fendant blanc » gepflanzt. Von diesem Zeitpunkt an nehmen die Bestände allerdings rasch und stetig zu. Während sich im Kanton Waadt die Bezeichnung « Fendant » nach und nach zugunsten der Appellationen der Winzerdörfer verliert, wird sie zu einer ausschliesslich Walliser Bezeichnung.
Heute nehmen die Anbauflächen der Chasselas-Rebe tendenziell zwar ab, der Fendant bleibt im Wallis allerdings weiterhin der Wein, der im Freundeskreis und bei Anlässen bevorzugt getrunken wird. Er ist auch die perfekte Begleitung zu allen Käsegerichten.
Diese Informationen stammen aus der Forschungsschrift Etude historico-génétique de l’origine du Chasselas von José Vouillamoz und Claire Arnold, erschienen 2009 bei der Universität von Neuchâtel.